Rückblick auf das IX. Internationale Erzählfest: Wenn Erdgeister, Holzstämme und Baumwurzeln zum Leben erwachen

Fünf Tage lang begeisterten zehn Erzählkünstlerinnen und Erzählkünstler Kinder und Erwachsene in der Metropolregion. Ein Rückblick auf ein gelungenes Fest.

Mit der „Nacht der 1.000 Augen“ im stimmungsvoll illuminierten Park des Heinrich Pesch Hauses (HPH) ist am Donnerstag, 16. September 2021, das IX. Internationale Erzählfest zu Ende gegangen. Zehn internationale Erzählerinnen und Erzähler tourten fünf Tage lang durch die Metropolregion Rhein-Neckar. Unter dem Motto „Geschichten natürlich bunt“ luden sie Kinder und Erwachsen zum Lauschen und zu Fantasiereisen ein. Am Erzählfest nahmen rund 4.450 Zuhörende teil, davon waren 3.600 Kinder und 850 Erwachsene.

Für Selma Scheele und Susanne Tiggemann, die künstlerischen Leiterinnen des Erzählfests, ist es immer wieder faszinierend, wie beim Erzählen für die Kinder Worte sichtbar werden und damit verständlich und erlebbar. „Neue unbekannte Wörter und manch poetische Wendung schlüpfen ganz einfach ins Ohr. So wächst nicht nur der Wortschatz, sondern auch das Verstehen von Sinnzusammenhängen. Aus den spontanen Zwischenrufen, dem Lachen und Staunen ist für uns Erzähler*innen das Mit- und Vorausdenken der Kinder spürbar. Sie sind ganz und gar in der Welt der Geschichte“, sagen die beiden Erzählerinnen.

Kürzer, aber trotzdem sehr gut besucht

Die Corona-Pandemie wirkte sich auch auf das Erzählfest aus: So wurde das Erzählfest in diesem Jahr auf fünf Tage verkürzt und der immer gut besuchte Familientag im Park des Heinrich Pesch Hauses konnte nicht stattfinden. Außerdem fand die Mehrzahl der Erzähl-Events als Inhouse-Veranstaltung teil. „Zum Glück konnten die Erzähler*innen bis auf eine Ausnahme in allen Einrichtungen auftreten“, sagt Ulrike Gentner, stellvertretende Direktorin des Heinrich Pesch Hauses. Schnell gelang es den Organisator*innen, eine Ersatz-Kita zu gewinnen.

Allen Beteiligten, Erzähler*innen, Organisator*innen und kleinen und großen Zuhörer*innen war die große Freude anzumerken, nach der langen Pause wieder an einer Live-Veranstaltung mitwirken bzw. teilnehmen zu können.

„Wir sind so froh, unseren Kindern endlich wieder einen Besucher von außen und dann noch so eine besonders schöne Veranstaltung präsentieren zu können“,

sagte beispielsweise die Schulleiterin des Caritas-Förderzentrums St. Laurentius und Paulus in Landau.

Geschichten erwachen zum Leben

Nach der offiziellen Eröffnung mit einem Erzählabend für Erwachsene im Heinrich Pesch Haus am 12. September ging es Schlag auf Schlag: Die Erzählkünstlerinnen und –künstler traten in 37 Kitas, Schulen und sozialen Einrichtungen in drei Bundesländern und an 19 Orten auf. Sie erzählten von sprechenden Äpfeln, mutigen Hamstern, verliebten Sägen, von vielen Anfängen, allzu Menschlichem und „Geistern aller Art“. Auch klassische Märchen standen auf dem Programm oder eine Trommelreise nach Afrika. Das rote Erzählfest wurde ebenfalls mehrfach aufgebaut.

„Im Zusammenklang von Erzählen und Zuhören erwachen Geschichten zum Leben“,

brachte Ulrike Gentner die besondere Faszination des Geschichten Erzählens auf den Punkt.

Die Erzähler*innen besuchten auch Einrichtungen für Kinder mit Beeinträchtigungen – eine besondere Herausforderung für sie, denn sie müssen ihre Erzählungen an die Fähigkeiten der Kinder anpassen. „Ich habe die Inhalte meiner Trommelreise vereinfacht und auch die Rhythmen der Lieder, damit die Kinder folgen können“, erklärt beispielsweise Markus Hoffmeister. Während seiner Vorstellung schaue er dann, wie die Kinder reagieren und wo ihre Grenzen liegen.

Auch Erwachsene lieben Geschichten

Auch Erwachsene gingen gerne mit auf Fantasiereisen. So gab es neben der Eröffnungsveranstaltung für sie die Lange Nacht im stimmungsvoll illuminierten Park des HPH. 130 Teilnehmende konnten sich bei Musik und schaurig-schönen Geschichten gut vorstellen, dass die Nacht tatsächlich 1.000 Augen – so das Motto des Abends – hat. Denn beim Geschichtenerzählen können sich fremde Erfahrungen mit den eigenen verbinden.

Die BASF SE unterstützt das Erzählfest seit 2005 im Rahmen der „Offensive Bildung“, und das sehr gerne, wie Karin Heyl betonte. Die Leiterin Social Engagement Site LU dankte dem Team des Heinrich Pesch Hauses für seinen Ideenreichtum, sein Engagement und seine Kompetenz bei der Organisation des Erzählfests.

„Erzählen ist ein Grundbedürfnis, Erzählen fesselt und beim Erzählen nehmen wir neue Perspektiven ein. Dadurch lernen wir andere Menschen kennen“,

sagte sie. Dies sei zentral, damit Zusammenleben gelingen könne, nicht nur das von Menschen, sondern auch das Zusammenleben von Mensch und Natur.

Erzählen begeistert

So wurde das IX. Internationale Erzählfest zu einem großartigen Erfolg! An den fünf Tagen gab es zahlreiche Höhepunkte, gerührte Zuhörer*innen, lachende Gesichter, und immer wieder wechselnde Emotionen zwischen Staunen, Erschrecken, Freude und Erleichterung. „Geschichten sind eine wunderbare Inspirationsquelle und können Modellcharakter haben“, sagte Ulrike Gentner, die sich über die große Zahl positiver Rückmeldungen freut: „Unsere Intention, dass das Hören von Geschichten viele Menschen zusammenführt und ein kulturübergreifendes und verbindendes Gemeinschaftserlebnis ist, wurde Wirklichkeit. Denn Erzählen begeistert und wirkt.“

Sie dankte der BASF SE, die sich als langjähriger Hauptsponsor wieder für dieses einzigartige Bildungs- und Erzählevent engagierte, der künstlerischen Leitung, dem Organisationsteam, allen Künstlern, Mitwirkenden und Zuhörenden aus nah und fern. (ako)

Zum Internationalen Erzählfest:

Entstanden ist das Internationale Erzählfest aus dem Projekt „Erzählwerkstatt“ der „Offensive Bildung“. In der „Offensive Bildung“ engagieren sich seit 2005 Wirtschaft, Spitzenverbände, Träger von Kindertagesstätten, Schulen, Wissenschaft und Fachpraxis gemeinsam für gute und vielseitige frühkindliche Bildung in den Kitas und Grundschulen in der Metropolregion Rhein-Neckar. Bis heute haben insgesamt 511 Kindertagesstätten, Grundschulen und pädagogische Fachschulen an den Projekten teilgenommen. Hierbei wurden über 4.000 pädagogische Fach- und Lehrkräfte geschult und 47.000 Kinder erreicht (Stand: 31. Dezember 2019).
Seit 2020 erweitert die BASF SE ihr Engagement für gelingende Bildungsbiografien der Kinder und Jugendlichen entlang der gesamten Bildungskette.

Bild: B. Bonse