Rückblick: Von Wolkenweberinnen, Traumtänzern und Geschichtensammlern

VIII. Internationales Erzählfest beendet – Erzählkünstlerinnen und –künstler begeisterten acht Tage lang Kinder und Erwachsene in der Metropolregion: Mit einem Familientag im Heinrich Pesch Haus ist am Sonntag das VIII. Internationale Erzählfest zu Ende gegangen. Elf internationale Erzählerinnen und Erzähler tourten acht Tage lang durch die Metropolregion Rhein-Neckar. Unter dem Motto „Geschichten öffnen Horizonte“ luden sie Kinder und Erwachsen zu Fantasiereisen ein. Am Erzählfest nahmen rund 8000 Zuhörende teil, davon waren 5900 Kinder.

„Ihr seid Zauberer, Wundermacher, Mutmacher, Inspirateure, Meister der Kreativität. Schön, dass es euch gibt!“ So äußerte sich einer von vielen begeisterten Besuchern der rund 70 Erzählevents. Nach der offiziellen Eröffnung mit einem Erzählabend für Erwachsene im Heinrich Pesch Haus am 15. September ging es Schlag auf Schlag: Drei rote Erzählzelte machten an verschiedenen Stationen in der Metropolregion halt, unter anderem in Heppenheim in Hessen, Mannheim, Weinheim und Heidelberg in Baden-Württemberg sowie in Grünstadt und Landau in Rheinland-Pfalz. Die Erzählkünstlerinnen und -künstler traten in Kindertagesstätten und Schulen auf, unterhielten Zuhörende in Mehrgenerationenhäusern und im Heidelberger Planetarium. Sie erzählten aber auch unter freiem Himmel, auf Straßen und Plätzen, am Lagerfeuer oder im Schatten alter Bäume.

„Kinder stehen im Fokus des Erzählfestes. Sie profitieren von frei erzählten Geschichten, die ein bedeutsames Medium zur Sprachentwicklung und Aufmerksamkeit sind“, sagt Pater Johann Spermann SJ, Direktor des HPH. Die Erzählerinnen und Erzähler ließen auch Götter und Titanen der griechischen Mythologie oder russische Märchenfiguren wie die Hexe Baba Jaga in den Köpfen der Zuhörenden lebendig werden. Die uralte Kunst des freien Erzählens faszinierte die Kinder bei allen Veranstaltungen, egal, ob sie von magischen Ringen, Wolkenweberinnen, Sonnenkindern oder Pfannkuchen-Maschinen handelten. Kein Wunder, denn den Erzählerinnen und Erzählern gelang es, die Kinder in ihre Fantasiewelt hineinzuziehen. So bauten sie Äußerungen der Kinder in ihre Geschichten ein und ließen sie immer wieder zum Fortgang der Erzählung beitragen.

Auch Erwachsene gingen gerne mit auf Fantasiereisen. So gab es neben der Eröffnungsveranstaltung extra für sie „Geschichten unter dem Sternenhimmel“ im Heidelberger Haus der Astronomie. Und natürlich die Lange Nacht im stimmungsvoll illuminierten Park des HPH. 250 Teilnehmende erfuhren, wie es „Hinter dem Horizont“ – so das Motto des Abends – aussieht. Damit hat das Erzählfest wieder einmal gezeigt, dass Erzählen Generationen und Kulturen verbindet. Denn auch Menschen, für die die deutsche Sprache nicht Muttersprache ist, kamen zu den Veranstaltungen und tauchten in die Fantasiewelt ein. Dank der mit viel Mimik, Gestik und Interaktion erzählten Geschichten verstanden auch sie fast alles.

„Geschichten beflügeln die Fantasie. Fantasie fördert die Kreativität von Menschen“, sagt die Direktorin Bildung des HPH, Ulrike Gentner. Gerade in unserer sich ständig verändernden Welt sei es sichtig, Momente des Innehaltens und Staunens, der Reflexion und Inspiration zu haben. Zusammen mit dem Direktor des HPH, Pater Johann Sperrmann, dankt sie der BASF SE, die das Erzählfest auch in diesem Jahr wieder großzügig unterstützt hat, und der HPH-Stiftung. Für die BASF SE sei die Unterstützung des Erzählfests ein Beitrag für ein Zusammenleben in Vielfalt in einer lebendigen Region, sagte Judith Trueper, Corporate Citizenship von der BASF SE. „Das Erzählfest schenkt uns mit seinen Geschichten und Begegnungen Möglichkeiten zum Innehalten, zum Hinterfragen und zum Neuausrichten. Diese Impulse eröffnen Menschen und der Gesellschaft in der sie Leben neue Perspektiven und neue Horizonte“

Für Selma Scheele und Susanne Tiggemann, die künstlerischen Leiterinnen des Erzählfests, war die zurückliegende Woche eine spannende Reise in die kunterbunte Welt der Fantasie. Wenn Kinder mit offenem Mund staunend den Geschichten lauschen, wenn Kinder mitfiebern und vorausdenken, wenn für eine kleine Zeit alles andere vergessen wird – dann ist spürbar, was das freie Erzählen schaffen kann. „Es sind die vielen kleinen Momente und Begegnungen, die das Erzählfest für mich so unvergesslich machen“ sagt Susanne Tiggemann „Noch lange klingt mir der oft gehörte Satz von Kindern im Ohr: Kommst du wieder?“ Es sei bei diesem Festival immer wieder spürbar gewesen, dass Geschichten wirklich verbinden, ergänzt Selma Scheele: „Es war für mich unfassbar schön zu sehen und zu erleben, dass natürlich die Kinder aber auch die Erwachsenen, die Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher sowie Seniorinnen und Senioren in die Erzählungen eintauchen und für einen Moment wieder zum Kind werden. Und da war es egal, woher man kam oder warum man gerade hier war.“

Zum Finale des Erzählfests kamen die Künstlerinnen und Künstler noch einmal im Park des HPH zusammen. Beim Familientag am Sonntag, 22. September, lauschten über 400 kleine und große Menschen ein letztes Mal den Erzählungen aus aller Welt. „Die friedliche Atmosphäre, das neugierige Staunen der Kinder, wie sie mit offenen Augen und Ohren zugehört haben und eingebunden waren– das hat mich fasziniert“, sagt der Direktor des HPH, Pater Johann Spermann.

Entstanden ist das Internationale Erzählfest aus dem Projekt „Erzählwerkstatt“ der „Offensive Bildung“. In der „Offensive Bildung“ engagieren sich seit 2005 Wirtschaft, Spitzenverbände, Träger von Kindertagesstätten, Schulen, Wissenschaft und Fachpraxis gemeinsam für gute und vielseitige frühkindliche Bildung in den Kitas und Grundschulen in der Metropolregion Rhein-Neckar. Bis heute haben 502 Einrichtungen an den Projekten teilgenommen, davon 464 Kindertagesstätten, 32 Grundschulen und 6 pädagogische Fachschulen. Hierbei wurden über 4.000 pädagogische Fach- und Lehrkräfte geschult und über 45.000 Kinder erreicht (Stand: 30. September 2018).

Weitere Informationen auf der Website www.offensive-bildung.de